Hitzewelle in Deutschland. Das Wetter nevt mich. Die Medien aber auch mal wieder. Die Tagesschau z.B. könnte lieber ein klein wenig mehr Bildungsarbeit leisten, anstatt mit Alarmstufe-Farben zu clickbaiten.
Es ist schon skurril, wie die Tagesschau dieser Tage in ihrer Hysterie wieder dezent verschweigt, dass Holz erst bei mehreren Hundert Grad Lufttemperatur anfängt zu brennen und sich Wälder selbstverständlich nicht von selbst entzünden.
Klimawandel begünstigt Waldbrände – Menschen legen sie aber
Klar, wenn es heißer ist, sind die Wälder trockener. Trotzdem entstehen dadurch eben nicht automatisch mehr Waldbrände. Diese sind, wie der menschengemachte Klimawandel, in den allermeisten Fällen ebenso menschengemacht. Nur ein ganz winzig kleiner Teil von Waldbränden entsteht überhaupt durch natürliche Einflüsse wie etwa Blitzeinschläge.
Ja, ich hör‘ an dieser Stelle schon die kollektive Schnappatmung in der Tagesschau-Redaktion: »Durch den Klimawandel gibt es mehr Blitze!!!!111elf« Sicher. Aber soll das jetzt bitte die Lösung sein? Panik zu verbreiten, statt sich mit konkreten Ursachen zu befassen? Bei jeder Hitzewelle schwitzend aufzuzählen, welche Teile der Welt gerade in Flammen stehen?
Bitte mehr Bildung in den Medien
Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Lösung ist. Bildung kann sie aber sein. Bildung ist immer besser als Angst und Schrecken. Nur Bildung befähigt, das eigene persönliche Verhalten kritisch zu hinterfragen und anzupassen. Bildung ist schlussendlich das beste Mittel im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel.
Und die öffentlich-rechtlichen Medien in der Bundesrepublik, die neben der Informationspflicht eben auch einen Bildungsauftrag als wesentliche Facette ihrer Arbeit haben, könnten gerade in diesem Kontext deutlich Vorschub leisten. Im Abschnitt über Nordmazedonien etwa hätte man sich doch die Frage stellen können, wieso dort die Wälder gesperrt worden sind.
Man hätte sich nicht nur diese Frage stellen können, man hätte auch erklären können, wie wir uns ganz konkret am besten verhalten, damit so etwas bei uns erst gar nicht passiert. Man hätte so einen Perspektivwechsel ermöglicht: von sich selbst über erhöhte Waldbrandgefahr in bestimmten Regionen bis hin zum globalen Klimawandel.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Verzichten will man nicht wirklich
Stattdessen verkommt der menschengemachte Klimawandel auch in den Qualitätsmedien sehr oft zu einer vom Individuum nahezu entkoppelten Apokalypse. Ich muss immer wieder lachen, wenn ich »menschengemacht« höre. Oder wenn ex cathedra die nächste Studie verkündet wird, die bestätigt, dass der Klimawandel uns in den Abgrund treibt – und nicht mal in einem Nebensatz erklärt wird, wie das alles kausal zusammenhängt, sondern vielmehr unterschwellig immer wieder der merkwürdige Eindruck vermittelt wird, Wälder würden aufgrund gestiegener Temperaturen von selbst in Flammen aufgehen.
Das amüsiert mich insofern, als irgendwie überhaupt nicht mehr ernsthaft darüber diskutiert wird, was wir selbst dazu beitragen können. Ich höre nur noch scheinheiliges Geschwafel darüber, dass man z.B. nur noch einmal im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegt und dann natürlich nur noch nach Malle und keine Langstrecke mehr nach Thailand.
Meine Güte. Mir kommen die Tränen. Das ist doch kein Verzicht. Wie übersättig muss man als Gesellschaft überhaupt sein, um so etwas auch nur in die Nähe von Verzicht zu verorten? Besser wäre es, überhaupt gar nicht zu fliegen. Und bevor sich jetzt jemand die Frage stellt, wie oft ich denn wohl so in den Urlaub fliege: ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein Flugzeug von innen gesehen.
Nein, doch lieber Panik
Aber was rege ich mich auf. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Also geht es fröhlich weiter mit Alarmstufe-Rot-Überschriften und Fotos von himmelhohen Rauchsäulen mit Bildunterschriften wie: »Hohe Gefahr für Waldbrände: Westlich der französischen Stadt Narbonne steigt bereits Rauch auf.«
Als seien die Waldbrände gottgegebene Plagen – oder doch wenigstens unausweichliche Katastrophen, mit denen wir jetzt leben müssen, weil die zügellosen Boomer sich in den letzten Jahrzehnten nicht mal für fünf Minuten am Riemen reißen konnten.
Nachtrag am 4. Juli:
Ich habe vorhin fast meinen Augen nicht getraut, aber gestern Abend hat Pascal Siggelkow einen ziemlich fundierten Artikel über genau dieses Thema bei der Tagesschau veröffentlicht: Warum Hitze allein keine Waldbrände auslöst.
Lustig: »Oftmals gibt es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen hohen Temperaturen und brennenden Wäldern – Berichte über Waldbrände im Winter sind hingegen eher selten. Kein Wunder also, dass Hitze oft als Grund für Waldbrände ausgemacht wird, sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in einigen Medienberichten.« 😅
Er hätte ja ruhig mal schreiben können, dass schon durch das permanente Weglassen von Kausalzusammenhängen stets der unterschwellige Eindruck entsteht, Wälder würden sich selbst entzünden. Aber geschenkt, denn der Artikel ist insgesamt wirklich hevorragend. 👍
In diesem Artikel ist nun ein weiterer verlinkt, in dem darum geht, dass Behörden Waldbesucher zur Vorsicht ermahnen. Dort wiederum gelangt man auf einen weiteren Beitrag, der sogar Brandstiftung diskutiert. Allerdings: in beiden geht es nicht um den Klimawandel.
Über den oben von mir verlinkten Panik-Artikel erreicht man jedenfalls keine deartig differenzierten Inhalte. Da könnte man sich von der Tagesschau durchaus mehr Konsistenz in der Berichterstattung wünschen. 🙄