Kategorien
Real Life

Die Zigaretten und ich

Über 20 Jahre habe ich nun geraucht. Und in den letzten Jahren mehr, als mir lieb war. Angefangen hat das damals in der Schule. Am Ende der neunten, Anfang der zehnten Klasse, wenn ich mich recht erinnere. Den genauen Grund dafür weiß ich nicht mal mehr.

Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mich unglaublich »erwachsen« gefühlt habe. Vor allem ab dem Zeitpunkt, als ich so richtig abhängig war. Die anderen wenigen Raucherinnen und Raucher in der Schule haben ja eher gelegentlich zur Zigarette gegriffen, dann oft auch nur »gepafft«. Ich hingegen war schon echter Raucher, habe »auf Lunge« gezogen und litt während des Unterrichts unter Schmacht.

So richtig viel habe ich zu der Zeit aber trotzdem nicht geraucht. Das wäre ja finanziell – auch wenn Zigaretten Mitte der Neunziger noch einigermaßen Taschengeld-kompatibel waren – auch nicht möglich gewesen. Aber ich habe, das weiß ich noch ganz genau, schon vor meiner Führerscheinprüfung gemerkt, dass ich ohne nicht mehr kann.

Erster Versuch, komplett aufzuhören

Nach dem Abitur habe ich im ersten Semester meines Universitätsstudium zum ersten Mal versucht, komplett mit dem Rauchen aufzuhören. Zwei Tage habe ich geschafft, dann aber gemerkt, dass ich mich ohne Zigarette überhaupt nicht konzentrieren konnte.

Mit den Jahren wurde es dann auch immer mehr. Irgendwann bin ich schließlich zu der Überlegung gekommen, dass ich wohl einer derjenigen bin, die bis zu ihrem Lebensende Zigaretten rauchen. Die Zigarette war ein elementarer Bestandteil meiner eigenen Identität geworden. Ich war nicht nur der mit den langen Haaren, sondern auch der mit den Kippen und dem Bier. Fürchterlich.

Stopfen

Als ich mir 2011 die eGo-T gekauft hatte, lag ich bei einer Bigbox am Tag. Bei meiner Schwiegermutter habe ich dann mal eine ihrer selbst gestopften Zigaretten geraucht. Die haben wir auch ziemlich gut geschmeckt. Also bin ich auf das Stopfen umgestiegen. Schmeckten fast die »Aktive«, kosteten aber nur die Hälfte. Das Problem: ich hatte keine Lust, tagsüber zu stopfen. Also habe ich es mir schnell angewöhnt, jeden Abend für den nächsten Tag vorzustopfen. Und da ich mittlerweile bei etwa 30 Zigaretten pro Tag lag, war das freilich eine Menge Arbeit.

Auf dem Weg zum Kettenraucher

Auf der Homepage meines Zahnarztes habe ich irgendwann mal gelesen, dass man schon ab 10 Zigaretten pro Tag starker Raucher ist. Da hatte ich mit meinen 30 Zigaretten täglich natürlich schon ein schlechtes Gewissen. Ich tendierte auch nicht mehr in Richtung 25, sondern in die entgegen gesetzte Richtung. Schlimm war das vor allem, wenn ich am Rechner saß und z.B. etwas schreiben musste. Ich habe keine Seite ohne Zigaretten (Plural!) geschafft. Als ich mir dann zum ersten Mal versehentlich eine Zigarette angezündet hatte, obwohl noch eine angesteckte im Aschenbecker lag, wurde mir klar: das muss aufhören.

Weniger rauchen

In den letzten Wochen habe ich dann tatsächlich versucht, einfach weniger zu rauchen. Ich habe angefangen, mir jede einzelne Zigarette in der Notizen-App meines iPhones aufzuschreiben. Dann habe ich die Tage in einzelne Segmente aufgeteilt. Vom Aufstehen bis zum Mittag, von dort zum Nachmittag und zum Abend. In den einzelnen Segmenten habe ich dann versucht, nur eine bestimmte Anzahl an Zigaretten zu rauchen und das dann jeweils so schnell wie möglich zu reduzieren. Mein Rekord waren acht Zigaretten am Tag. Ich saß abends im Wohnzimmer und musste nur acht Zigaretten »nachstopfen«. Das fand ich schier unglaublich.

Das Problem an der Sache: ich war den ganzen Tag nur noch damit beschäftigt, über das Rauchen nachzudenken. In meinem Kopf ging es um nichts anderes mehr, als um das nächste Segment und die nächste Zigarette. Ich war jetzt so richtig getrieben von meiner Sucht. Und sobald ich mein neues »System« mal etwas lockerer anging, lag ich nach spätestens zwei Tagen wieder bei 15 bis 20 Zigaretten. Das war also auch nichts. So habe ich schließlich mal wieder in Richtung Dampfen geschielt und bin nun erst mal beim Aspire Nautilus Mini gelandet.

Von Helmut

Jahrgang 1978, Castrop-Rauxeler mit Dortmunder Migrationshintergrund, Nachkomme klassischer Ruhrpolen, Metalhead seit 1992. 🤘